Meine Muddi

Also, wenn ich an dich denke,

eine lebensfrohe Persönlichkeit, absolut,

offen, aufrichtig, herzlich,

ehrlich und soo gut.

Ich glaube,                                                        

ich kann zu behaupten wagen,

keiner hat sein Herz,

am rechten Fleck, wie du getragen.

Eine absolut eloquente, gebildete Frau,

immer Wissbegierig,

bis hin zum End,

das war schon Anfang fünfzig.

Du hast dich stets weitergebildet,

warst Lehrerin,

hast dich in Reiki verstanden

und auch als Coachin.

Deine Freizeit geliebt,

hast du viel mit Freunden gemacht.

Ihr habt unzählige Nachmittage

und Abende verbracht.

Am Wochenende

ging es für euch raus in die Welt.

Du hast es besonders genossen,

Lebensmomente gesammelt.

Bei all deinen Eigenschaften,

den guten Sachen,

hat dich eins besonders ausgezeichnet.

Dein herzliches Lachen.

Dein Lachen,

als hät‘s nicht anders sein sollen,

kam aus dem tiefsten Innern,

aus den Vollen.

Zweifel,

kanntest du nicht.

Ich kenne niemanden,

so optimistisch wie dich.

Du liebtest Familie abgöttisch,

warst die, die sie zusammengehalten hat.

Auch die Verbindung nach Australien,

zu deiner Schwester, riss nie ab.

Wenn die Ranch am brennen war,

also die Krankheiten erschienen,

war für deine Schwester klar,

sie würde zu dir fliegen.

Deine große Reiselust,

hattest du bis zum Schluss.

Also auch mit Handicap,

hast du in deinem neuen Gefährt

New York, Australien, Barcelona, Malle

mit dem Rollstuhl durchquert.

Einer der letzten Orte,

Malle, ich erinnere mich

wo wir unseren Sommer verbrachten,

mein Vater, Du und ich.

Dazu habe ich eine besondere Verbindung

und spüre auch Dank,

haben die Zeit Revue passieren lassen,

unsere Akkus aufgetankt.

Das war glaub ich das erste Jahr

und es würde noch mehr passieren,

da entfernte man dir

eine deiner Nieren.

Deine Highlights in der Familie,

keine Frage,

waren Ostern und Weihnachten,

die Feiertage.

Wir fuhren zu Ostern nach Lubmin.

Alle waren da,

Großeltern, Tante, Onkel

und auch meine Schwester und Papa.

Auch Weihnachten zusammen verbracht,

ich werde es nie vergessen.

Wir haben gewürfelt

und zusammengesessen.

Es war nicht so,

dass jeder über den Baum herfiel.

Nein, ums Geschenke auspacken,

gab es das Würfelspiel.

Auch so ein Highlight,

von dir eingeführt.

Bevor die richtige Zahl nicht da ist,

wird’s Geschenk nicht angerührt.

Und auch wenn man es dann hat,

sonst wär‘s zu banal,

braucht man zum Auspacken nochmal

die richtige Zahl.

So ein Spiel zu Weihnachten

dauerte gut mal drei Stunden.

Meine Schwester haben wir dann auch

gern mal schlafend aufgefunden.

Meinen Vater und dich,

also meine Familie,

erlebte ich immer warmherzig.

Das war die pure Liebe.

Ihr hattet noch Silberhochzeit gefeiert

und habt das auch gelebt.

Ich sag mal,

ihr habt euch wahrhaftig geliebt.

Ein Herz und eine Seele,

da kam nichts gegen an.

Papa hat in den letzten beiden schweren Jahren

alles für dich getan.

Zum Beispiel das komplette Haus umgebaut.

Hätten andere in der Situation

den Kopf in den Sand gesteckt,

hat Papa dir wirklich

so manches ermöglicht.

Wir ließen es richtig krachen

zu deinem fünfzigsten Geburtstag.

Du im Mittelpunkt,

was keiner von uns beiden mag.

Wir haben für dich eine

Überraschungsfeier organisiert

und als Überraschungsgast

deine Schwester platziert.

Sie kam ungelogen

extra aus Australien eingeflogen.

Es war so spannend

und wunderschön,

dich so herzlich

und zu Tränen gerührt wahrzunehmen.

Wir haben nichts gesagt,

weil du es abgelehnt hättest.

Als Überraschung hingegen

war es ein gelungenes Fest.

Ich war und bin immer noch

ein Papakind.

Weiß, dass wir seit meinem Reitunfall

dichter zusammengewachsen sind.

In deiner Krankheit

war ich dir sehr nah.

In den schweren Stunden und deinem letzten Weg

war ich auch für dich da.

Die letzte Woche sehr akut,

war ich stets an deiner Seite

und ich glaube

das verbindet noch immer, uns beide.

Eines hast du mir

mit auf den Weg gegeben,

immer positiv und offen

auf Neues zuzugehen.

Und auch das

habe ich mitgenommen,

nicht lang über etwas ärgern,

das wir vielleicht nicht ändern können.

Auf jeden Fall

klingt dieser Satz in meinen Ohren, ja.

„Egal was ist,

redet miteinander.“

So bringen wir in Situationen,

deren Kern entsprechend kritisch,

zur Kommunikation,

die Familie an einen Tisch.

Du hattest

und das hat dich auch ausgemacht,

die Planung deiner Beisetzung

zum Teil selbst gemacht.

Auch bei der Songauswahl

ließest du dich nicht lenken.

Es wurde, “Wenn ich Sonnenblumen sehe,

muss ich an dich denken.“

Nun, es ist August und

die Sonnenblumen scheinen.

Ich spüre, wenn du da bist,

das wird ein Zeichen sein.

Wenn ich an dich denk,

genau in diesem Moment, da

sehe ich dein zauberhaftes Lächeln

und deine positive Aura.

 

Ich spüre dich bei mir,

bist du auch fort.

Deine Stärke bleibt,

lebt in mir fort.

 

Bastian Schulze